Piccola Sicilia - das zweite Buch von Daniel Speck

Über das Buch, die Fahrzeuge der Geschichte und die Lesung in Lünen

von Marcus Meyer

Vor etwas mehr als zwei Jahren lieferten wir auf unserer Viva ItaliEN- Seite eine Rezension über Daniel Specks erstes Buch "Bella Germania". Ganz viel italienische Atmosphäre und viele schöne Autos sorgten seiner Zeit für ansteckende Begeisterung.

Nun im Jahr 2018 ist das zweite Werk erschienen. Während ich beim letzten Buch erst den Roman durchgelesen hatte und dann ein gutes halbes Jahr später an der Lesung des Autors in Dortmund teilnahm, war es diesmal etwas anders.

Bei unserem Besuch der Lesung zu "Piccola Sicilia" am 14.11.18 in der Lippe-Buchhandlung in Lünen hatte ich mit dem Roman noch nicht angefangen, so dass es ein etwas anderes Gefühl war, an der Lesung teilzunehmen. Es war trotzdem erneut ein tolles Erlebnis, bei der Veranstaltung dabei gewesen zu sein, auch wenn wir diesmal nicht wie in Dortmund unsere Oldtimer dabei hatten. Mit unserem Präsent in Form einer Alfa Romeo Giulietta in 1:43 (aus dem ersten Buch) ist der Abend sicherlich auch bei Daniel gut in Erinnerung geblieben. Hier ein paar Eindrücke von dem Abend in Lünen:


 

 

Selbstverständlich durfte auch das nicht fehlen: 

am Ende der Lesung in Lünen hat Daniel Speck unser Buch -zu diesem Zeitpunkt noch ungelesen- auch signiert.

Genau wie beim ersten Buch "Bella Germania".

Besten Dank dafür!


Wie man es bei Daniel Speck erwartet, liest der Autor an jenem Abend nicht nur vor, sondern berichtet auch über die Hintergründe zur Geschichte und zu seinen ausführlichen Recherchen im fernen Tunesien. Hier aber erst einmal ein paar Sätze zum Inhalt:

<<"Piccola Sicilia" ist das italienische Viertel in der farbenfrohen Mittelmeerstadt Tunis, sozusagen das "Little Italy" - damals in den Jahren 1942/43. Drei Religionen leben in guter Nachbarschaft zusammen - bis der Krieg das Land erreicht. Im Grand-Hotel "Majestic" trifft der deutsche Kameramann und Fotograf Moritz die italienische Jüdin Yasmina. Doch diese hat nur Augen für Victor, den Pianisten. Als Victors Leben in Gefahr ist, kann nur Moritz ihn retten.

Gut 75 Jahre später versuchen Taucher ein Flugzeugwrack aus dem Mittelmeer zu bergen. Die Berliner Archäologin Nina sucht ihren verschollen Großvater und trifft dabei eine unbekannte Verwandte, die ihr Leben auf den Kopf stellt. Gemeinsam enthüllen sie ein faszinierendes Familiengeheimnis...>>


Inzwischen (kurz vor Weihnachten) habe ich das Buch durch. Es ist erneut eine großartige Geschichte mit tollen Charakteren. Während ich mich in den ersten 100-150 Seiten etwas schwer tue, in die Geschichte zu finden, kommt irgendwann auch hier der Punkt, an dem man eins mit den Personen ist und Tag für Tag wissen will, wie es weiter geht. Natürlich, Afrika ist nicht Italien und der zweite Weltkrieg deutlich weiter weg als die 60er und 70er Jahre. Das Thema Italien zieht sich erwartungsgemäß, der Titel lässt es vermuten, wie ein roter Faden durch die Handlung. Dazu erfahren wir viel über das Miteinander von Muslimen, Christen und Juden in der damaligen Gesellschaft, was auch heute noch ein aktuelles Thema darstellt.

Und wie war das mit dem Alfa Romeo, den Daniel versprochen hat, in die Handlung einzubauen? Dieser findet sich dann tatsächlich auf Seite 395. Wir wären in diesem Zusammenhang sicherlich nicht der Viva ItaliEN- Freundeskreis, wenn es nicht auch diesmal eine Abhandlung über die Fahrzeuge der Story  geben würde. Es sind weniger italienische Autos, doch das macht die Sache nicht minder interessant. Eine Auflistung findet sich hier im Folgenden. Wie es der Zufall so will, sind einige der beschriebenen Autos bei Veranstaltungen in unserer Region auch als Oldtimer anzutreffen gewesen und somit in meinem Fotoarchiv vorhanden:


Dies ist das Hauptfahrzeug im Buch. Nicht jeder konnte sich 1942 ein Auto leisten und in Tunis schon gar nicht. Vaterfigur Albert ist aber Arzt und fährt diesen Citroen "Traction Avant", der Wagen  begleitet die Familie durch die ganze Handlung und wird ab und zu auch in Mitleidenschaft gezogen. Das Foto entstand beim Oldtimertreff in Ennepetal.


Deutsche Soldaten kontrollieren Tunis, damals 1942/43. Beim Lesen kann man wahrlich ahnen, wie es sich anhörte, als die sandfarbenen Kübelwagen (VW Typ 82) mit den Wehrmachtssoldaten durch die Straßen donnern und Angst und Respekt verbreiten. Ein solches Exemplar, auch in Sandfarbe, war ebenfalls beim Oldtimertreff am Industriemuseum in Ennepetal dabei.


Dieses Foto entstand 2013 ebenso am Industriemuseum in Ennepetal. Also zu einem Zeitpunkt als vom Buch "Piccola Sicilia" noch keine Rede war.

Genauso hätte es aber auch 1943 in Tunis sein können. Albert fährt mit seinem Citroen durch die Stadt und passiert einen deutschen Kübel-wagen. Was für ein Zufall! 


"Kein Buch ohne Alfa Romeo" hat Alfista Daniel Speck einmal gesagt und er hält sein Versprechen. Im 35. Kapital fährt Kinobesitzer Léon im Alfa Romeo Cabriolet vor. Das gleiche Modell, wie Mussolini ihn fuhr. In den 40er Jahren kann dies nur ein offener 6C 2300 (oder 2500) gewesen sein, doch davon gab es sehr viele verschiedene, fast alle mit Sonderkarosserien. Es bleibt somit der Phantasie des autobegeisterten Lesers überlassen, um welchen Typ es sich dabei genau handelte. Selbst Mussolini fuhr in den 30er und 40er Jahren insgesamt 11 (!) verschiedene Exemplare des 6C. Ein schwarzes Modell beispielsweise steht heute im Urzustand in einem italienischen Museum ( klick hier ).

Im Buch ist es sicher ein viersitziges Auto gewesen, sonst hätte Fahrer Léon seine Freunde und Familienmitglieder nicht damit zum Strand fahren können.

Auf den Oldtimertreffen unserer Region waren auch schon diverse Fahrzeuge dieses Typs anzutreffen, die dem 6C Cabriolet aus dem Buch sehr nahe kommen, doch diese waren nicht (wie in der Geschichte) silbermetallic, sondern dunkel- und hellblau oder rot und wahrscheinlich eher aus den frühen 50er Jahren. Trotzdem ein faszinierendes Fahrzeug! Hier eine Bilderauswahl:


Alfa Romeo 6C Cabriolet in silber:

so in etwa dürfte der Alfa von Léon im Buch ausgesehen haben.

Dieses Bild stammt von der Homepage des niederländischen Klassikhändlers classicpark.com © , dort gibt es aus-führliche Infos über das wunderschöne Auto (klick auf das Bild).


Der Krieg geht langsam zu Ende, die Niederlagen der Deutschen werden immer deutlicher, aber in Tunis, Berlin und im restlichen Deutschland erfahren die Bürger natürlich nur etwas über Erfolge. Entweder in der Wochenschau oder per Lautsprecherwagen. Heute würde man wahrscheinlich "Fake News" sagen. Auch ein solcher Lautsprecher-wagen stand schon in Ennepetal.


Ein weiteres Fortbewegungsmittel nimmt im Buch eine bedeutende Rolle ein, es ist ein Oldtimer aber kein Auto: die Ju 52. Das Flugzeug mit dem die Deutschen nach Tunis und wieder zurück nach Sizilien flogen. Auch hier gab es zufällig ein Zusammentreffen im Jahr 2018. Bei der Veranstaltung "Oldtimer Fly and Drive" auf dem Flugplatz in Mönchengladbach trafen wir im Mai auf eine eben solche Ju 52. Unser Freund Fitz parkte sogar seine Giulia davor und wir durften das Flugzeug mit Cockpit netterweise von innen besichtigen. Diese Innenansicht hatten also die Passagiere im Jahr 1942, wahrscheinlich aber nicht mit so komfortablen Sitzen.


Nach 615 Seiten -übrigens zufälligerweise die gleiche Seitenzahl wie im ersten Buch- hat der Leser den "Schinken" (O-Ton Daniel Speck) durch und ist in eine atemberaubende Geschichte eingetaucht. Doch mir ging es danach anders als bei "Bella Germania". Nach dem ersten Buch wollte ich am liebsten gleich wieder bei Seite 1 anfangen und von vorn lesen. Bei "Piccola Sicilia" möchte man eher sofort die Fortsetzung kaufen und weiterlesen. Der Leser wird, je näher das Ende des Buches rückt, auf die Folter gespannt, wie es weitergeht. Eine Fortsetzung der Geschichte von Moritz, Yasmina und Nina dauert noch, ist aber geplant. Wahrscheinlich können wir 2020 lesen, wie es mit den Charakteren weitergegangen ist. Ich bin gespannt, wo dann der Alfa Romeo eingebaut wird!?  ;-)


Links/Empfehlungen:


Unter diesem Link findet sich ein ausführliches und interessantes Interview mit Daniel Speck, geführt von Vanessa für ihre Homepage "Italiensehnsucht":


Vielleicht klappt es 2019 mit einer Lesung von Daniel Speck bei uns im EN-Kreis. Wir bleiben am Ball!


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Text: Marcus Meyer

Fotos: Marcus Meyer, Kerstin Meyer und Lothar Breucking